Baby Blues und Wochenbettdepression

Die Geburt eines Kindes bedeutet für jede Frau eine Umstellung. Tiefgreifende biologische, emotionale und soziale Veränderungen fordern heraus. Stimmungsschwankungen, eine erhöhte Empfindsamkeit und Verletzlichkeit sind ganz normale Erscheinungen im Wochenbett. Wie sehr das Baby auch ersehnt sein mag, die Umstellung auf ein Leben mit Kind (oder einem weiteren Kind) braucht seine Zeit. Ambivalente Gefühle zur eigenen Mutterschaft dürfen sein. Viele Frauen sind nach der Geburt gestresst, fühlen sich überwältigt und müde. In unserer Gesellschaft wird Mutter-Sein als so selbstverständlich und natürlich angesehen, dass bei individuellen Zweifeln das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die eigene (Selbst-)Liebe sinkt. Aus Schuld- und Schamgefühlen sprechen nur wenige über ihr Erleben.

Beim Baby Blues handelt es sich um eine kurze depressive Verstimmung, die kurz nach der Entbindung bzw. in den ersten 3-5 Tagen nach der Geburt auftreten kann (50-80% der Frauen erleben es) . Nach Stunden oder einigen Tagen lassen Gefühle wie Angst, Erschöpfung, Stimmungsschwankungen und Ungeduld wieder etwas nach und ein erstes Wohlbefinden stellt sich langsam ein. Der Baby Blues klingt auch ohne Behandlung von selbst ab. Auch Väter können Symptome eines Baby Blues erleben.

Eine Wochenbettdepression oder auch postpartale Depression tritt bei ca. 10-15 % der Frauen auf, manchmal erst einige Monate nach der Geburt. Die Ursachen für eine pospartale Depression sind vielfältig (vorangegangene Depressionen/Ängste, Geburtserlebnis, Komplikationen in der Schwangerschaft, Paarbezieung, körperliche Ursachen, Perfektionismus, soziale und auch gesellschaftliche Faktoren).
Die Dauer ist nicht wie beim Baby Blues auf wenige Stunden oder Tage begrenzt und die Ausprägung der Symptome ist deutlich stärker. Sie kann schleichend entstehen und unterschiedlich schwer sein. Anzeichen für eine depressive Episode nach der Geburt können sein:

• allgemeine Verstimmung,
• innere Leere, Gefühl von Hoffnungslosigkeit,
• starke Schlafstörungen, Unruhe,
• ständige Müdigkeit oder auch Überdrehtsein,
• starke Schuldgefühle, Ängste,
• soziale Isolation,
• zwiespältige Gefühle dem Kind gegenüber,
• Gedanken, sich selbst oder dem Kind etwas anzutun.

Für den Partner oder die Partnerin kann dies ebenso herausfordernd sein. Auch Väter können an einer postpartalen Depression leiden. Eine postpartale Depression ist gut behandelbar.

Viele der Symptome eines Baby Blues und einer Postpartalen Depression sind mitunter gesunde und natürliche Reaktionen auf eine völlig neue Lebenssituation und daher nachvollziehbar. Im Beratungssetting schauen wir uns Ihre Anliegen genau an und entscheiden, ob eine Beratung bei uns ausreicht oder wir Sie dabei unterstützen, an anderen Stellen des Hilfesystems anzuknüpfen. Zum Beispiel können wir gemeinsam nach einer psychiatrisch-psychotherapeutischen ambulanten oder stationären Begleitung von Mutter und Kind schauen.

Traurige Person hält ein Kissen im Arm